Das Projekt
Hintergrund
Didaktik
Unterricht
Materialien
Glossar
Unterrichtsideen

Zeig mir, was du wert bist. Scoring und Bewertungssysteme

 

Bewertungen spielen in unserem Leben eine immer größere Rolle. Die Kundenbewertungen für ein Produkt bei Amazon, ein Wohnungsangebot bei Airbnb oder ein Restaurant auf Google Maps haben entscheidenden Einfluss auf unser Kaufverhalten. Bewertungs- und Empfehlungssysteme entscheiden darüber, ob ein Angebot erfolgreich ist oder nicht. Auch wir Verbraucher werden bewertet: Unser Verhalten wird von Plattformen, Apps und anderen Diensten im Internet beobachtet und ausgewertet. Dabei werden personenbezogene Daten analysiert und Schlüsse über unser Verhalten in der Zukunft gezogen. Algorithmen berechnen einen „Score“, einen Zahlenwert, der unser zukünftiges Kaufverhalten prognostiziert. Online-Shops und andere Anbieter nutzen diese Prognosen, um Kunden gezielt mit Werbung anzusprechen. In immer mehr Lebensbereichen kommen Algorithmen zum Einsatz, mit denen wir eingestuft und bewertet werden. Zunehmend entscheiden Scores darüber, ob wir Kredite erhalten, wie hoch die Zinsen sind, ob wir Boni bei Versicherungen bekommen, wie hoch die Preise in Online-Shops sind oder welcher Bewerber einen Anstellungsvertrag erhält. Scoring und Bewertungssysteme haben immer öfter einen entscheidenden Einfluss auf unser Leben.

Welche Folgen hat es, wenn soziale Chancen zunehmend von undurchschaubaren Algorithmen abhängen? Wie verändern wir uns, wenn in unserer Gesellschaft öffentliches Bewerten und Vergleichen derart wichtig werden? Was bedeutet es, wenn Bewertung auf Punkte reduziert wird? Diesen Fragen gehen die Schülerinnen und Schüler in den hier vorliegenden Unterrichtsvorschlägen nach. Sie lernen die Funktionsweisen der Bewertungs- und Empfehlungssysteme im Netz kennen und nehmen den Zusammenhang von Produktbewertungen und Werbung in den Blick. Welche Folgen Scoring für Individuen und die Gesellschaft haben kann, untersuchen sie anhand unterschiedlicher Beispiele.

Kompetenzerwerb im Überblick


Auswerten und Bewerten
Informationen und Daten analysieren, interpretieren und kritisch bewerten
Informationsquellen analysieren und kritisch bewerten

Medien analysieren und bewerten
Gestaltungsmittel von digitalen Medienangeboten kennen und bewerten
Interessengeleitete Setzung, Verbreitung und Dominanz von Themen in digitalen Umgebungen erkennen und beurteilen
Wirkungen von Medien in der digitalen Welt analysieren und konstruktiv damit umgehen

Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren
Chancen und Risiken des Mediengebrauchs in unterschiedlichen Lebensbereichen erkennen, eigenen Mediengebrauch reflektieren und ggf. modifizieren
Vorteile und Risiken von Geschäftsaktivitäten und Services im Internet analysieren und beurteilen

Algorithmen erkennen und formulieren
Funktionsweisen und grundlegende Prinzipien der digitalen Welt kennen und verstehen

Unterrichtsvorschläge

  • 1.) Online-Bewertungen einschätzen lernen (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Als Impuls und Einstieg in das Thema wird der Klasse das Audio „Wie kann man nur an Bewertungen glauben?“ vorgespielt. Das Audio zeigt recht deutlich, dass Produktbewertungen im Internet auch eine Farce darstellen können. Zu hören sind zwei „Bewerter“, deren Job es offenkundig ist, positive Online-Bewertungen für Produkte vorzunehmen, ohne dass sie selbst dem Produkt einen Wert beimessen. Ohne dass sie die Bücher gelesen hätten, bewerten sie diese mit Superlativen und vielen Sternen. 

     

    Anhand der geschilderten Szenerie kann mit den Schülerinnen und Schülern ein kurzes Unterrichtsgesprächzu folgenden Fragen geführt werden:

     

    • Was sagt ihr zu dem im Audio geschilderten Beispiel? Ist das realistisch? Kommt so etwas tatsächlich vor? Oder ist das übertrieben? 
    • Welche Bedeutung haben Bewertungen für euch? Haben sie einen Einfluss auf eure Kaufentscheidung?
    • Wie vertrauenswürdig schätzt ihr die Bewertungen ein? Wie lassen sich echte Bewertungen von Fake-Bewertungen unterscheiden?

     

    Mit der letzten Frage werden die Schülerinnen und Schüler zu der Aufgabe geleitet, wie sich echte und glaubwürdige Bewertungen von nicht echten und unglaubwürdigen Bewertungen (Fake-Bewertungen) unterscheiden lassen. Die Klasse wird hierzu in Vierergruppen aufgeteilt. Mit Hilfe des Aufgabenblattes analysieren sie konkrete Bewertungen im Netz (z. B. im App-Store von Apple oder Google Play, auf der Bewertungsplattform Yelp oder bei Amazon) und nehmen eine Einschätzung vor:

     

    • Welche Bewertungen sind echt und glaubwürdig? 
    • Welche Bewertungen sind nicht echt und unglaubwürdig?

     

    Hierfür wählen sie zwei Positivbewertungen und zwei Negativbewertungen aus. Sowohl die Positiv- wie auch die Negativbewertungen sollten jeweils als echt und glaubwürdig bzw. nicht echt und unglaubwürdig eingeschätzt werden. Anhand der Positivbewertungen erläutern sie, warum diese Bewertungen aus ihrer Sicht glaubwürdig bzw. unglaubwürdig erscheinen und entwickeln Kriterien für deren Glaubwürdigkeit. Gleichermaßen erläutern sie anhand der Negativbewertungen, warum diese Bewertungen aus ihrer Sicht glaubwürdig bzw. unglaubwürdig erscheinen. Auf diese Weise sind die Schülerinnen und Schüler gefordert, ihre eigenen Bewertungsmaßstäbe von Online-Bewertungen zu explizieren und kritisch zu reflektieren. 

     

    Falls die Schülerinnen und Schüler in den Gruppen Bewertungen mit ihrem eigenen Smartphone suchen (bspw. in App-Stores), sollte mit ihnen vorab besprochen werden, ob sie mit eigenen Geräten arbeiten dürfen.

     

    Im Anschluss werden im Plenum anhand der gewählten Positiv- und Negativbewertungen die von den Vierergruppen entwickelten Bewertungskriterien zur Glaubwürdigkeit von Online-Bewertungen gemeinsam besprochen. Auf dieser Basis entwickelt die Klasse schließlich gemeinsam einen Katalog mit Hinweisen und Tipps, die helfen, Fake-Bewertungen zu erkennen. Die Lehrkraft kann hierfür einen Vorschlag zur Diskussion stellen: Die Vorlage „Fake-Bewertungen erkennen“ enthält Hinweise und Tipps, die die Schülerinnen und Schüler dann vor dem Hintergrund ihrer eigenen Analyse bewerten und gegebenenfalls ändern oder ergänzen können.

  • 2.) Scoring: Beobachtet und bewertet (135-180 Min. bzw. 3-4 x 45 Min.) Unterrichtsangebot für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler

    Bewertet werden nicht nur Produkte oder Dienstleistungen, sondern auch Menschen. Werbetreibende, Anbieter von Online-Shops, Apps, Versicherungen oder Kreditgeber beobachten unser Verhalten im Internet und bewerten es. Auf dieser Basis wird ein Zahlenwert – ein „Score“ – berechnet, der mit statistischen Methoden unser Verhalten vorhersagen soll. Online-Shops nutzen dies, um uns gezielt mit Werbung ansprechen zu können, oder Banken, um einschätzen zu können, ob wir unseren Kredit zurückzahlen. Da im Internet immer mehr Daten über uns gesammelt werden, dürfte sich der Trend verstärken, diese für „Scoring“ – für Verhaltensprognosen und Bewertungen – zu verwenden. Wie diese Bewertungen berechnet werden, ist allerdings selten nachvollziehbar. Es besteht die Gefahr, dass rein quantitative „Scores“ über uns entscheiden, deren Bewertungen willkürlich, einseitig oder gar falsch sind. Den verschiedenen Aspekten des Scoring, dem Nutzen und den Risiken gehen die Schülerinnen und Schüler in diesem Unterrichtsvorschlag nach.

     

    Mit Hilfe der Vorlage „Wie funktioniert Scoring?“ und des kurzen Erklärvideos „Wie funktioniert Scoring beim Kredit?“ führt die Lehrkraft in das Thema ein und erläutert die wichtigsten Grundprinzipien von Scores und Scoring. Anschließend vertiefen die Jugendlichen relevante Aspekte des Scoring in folgenden Arbeitsgruppen:

     

    A) Scores: Einsatz, Nutzen und Risiken

    B) Beobachtet und bewertet: Zukunftsszenario

    C) Social Scoring: Das Beispiel China

     

    Zu diesen Themen schauen sich die Schülerinnen und Schüler Erklärvideos an, recherchieren Zusatzinformationen und erarbeiten in jeder Arbeitsgruppe eine Stafettenpräsentation. Bei einer Stafettenpräsentation stehen die Mitglieder einer Arbeitsgruppe in Halbkreisen vor der Pinnwand oder Tafel und heften ihre vorbereiteten Stichwortkarten jeweils einzeln nacheinander an und erläutern einen bestimmten Teilaspekt. Die Präsentation führen die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Arbeitsgruppen im Plenum durch. Dauer einer Präsentation: 8 Minuten.

     

    Vor diesem Hintergrund werden schließlich folgende Fragen gemeinsam diskutiert: 

     

    • Welche Folgen hat es, wenn soziale Chancen zunehmend von undurchschaubaren Algorithmen abhängen? 
    • Was bedeutet es, wenn Bewertung auf Punkte reduziert wird?
    • Wie verändern wir uns, wenn in unserer Gesellschaft öffentliches Bewerten und Vergleichen derart wichtig werden? 

     

    Filmtipp für die Freizeit: 

     

    Netflix, Serie: Black Mirror, Staffel 3, Folge 1: Abgestürzt

     

    Informationen zu „Black Mirror“:

    China macht DIESEN Albtraum aus der Netflix-Serie „Black Mirror“ wahr – Millionen Menschen betroffen

    DerWesten.de, 2019

    https://www.derwesten.de/panorama/china-macht-diesen-albtraum-aus-black-mirror-bei-netflix-wahr-23-millionen-menschen-betroffen-id216564929.html

     

    Hinweis: Wie Internetnutzer auf Basis ihrer Daten bewertet und eingeschätzt werden, wird in einem anderen Kontext auch in den Unterrichtsideen „Werbung, die zu mir passt“ behandelt.

  • 1.) Online-Bewertungen einschätzen lernen (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Als Impuls und Einstieg in das Thema wird der Klasse das Audio „Wie kann man nur an Bewertungen glauben?“ vorgespielt. Das Audio zeigt recht deutlich, dass Produktbewertungen im Internet auch eine Farce darstellen können. Zu hören sind zwei „Bewerter“, deren Job es offenkundig ist, positive Online-Bewertungen für Produkte vorzunehmen, ohne dass sie selbst dem Produkt einen Wert beimessen. Ohne dass sie die Bücher gelesen hätten, bewerten sie diese mit Superlativen und vielen Sternen. 

     

    Anhand der geschilderten Szenerie kann mit den Schülerinnen und Schülern ein kurzes Unterrichtsgesprächzu folgenden Fragen geführt werden:

     

    • Was sagt ihr zu dem im Audio geschilderten Beispiel? Ist das realistisch? Kommt so etwas tatsächlich vor? Oder ist das übertrieben? 
    • Welche Bedeutung haben Bewertungen für euch? Haben sie einen Einfluss auf eure Kaufentscheidung?
    • Wie vertrauenswürdig schätzt ihr die Bewertungen ein? Wie lassen sich echte Bewertungen von Fake-Bewertungen unterscheiden?

     

    Mit der letzten Frage werden die Schülerinnen und Schüler zu der Aufgabe geleitet, wie sich echte und glaubwürdige Bewertungen von nicht echten und unglaubwürdigen Bewertungen (Fake-Bewertungen) unterscheiden lassen. Die Klasse wird hierzu in Vierergruppen aufgeteilt. Mit Hilfe des Aufgabenblattes analysieren sie konkrete Bewertungen im Netz (z. B. im App-Store von Apple oder Google Play, auf der Bewertungsplattform Yelp oder bei Amazon) und nehmen eine Einschätzung vor:

     

    • Welche Bewertungen sind echt und glaubwürdig? 
    • Welche Bewertungen sind nicht echt und unglaubwürdig?

     

    Hierfür wählen sie zwei Positivbewertungen und zwei Negativbewertungen aus. Sowohl die Positiv- wie auch die Negativbewertungen sollten jeweils als echt und glaubwürdig bzw. nicht echt und unglaubwürdig eingeschätzt werden. Anhand der Positivbewertungen erläutern sie, warum diese Bewertungen aus ihrer Sicht glaubwürdig bzw. unglaubwürdig erscheinen und entwickeln Kriterien für deren Glaubwürdigkeit. Gleichermaßen erläutern sie anhand der Negativbewertungen, warum diese Bewertungen aus ihrer Sicht glaubwürdig bzw. unglaubwürdig erscheinen. Auf diese Weise sind die Schülerinnen und Schüler gefordert, ihre eigenen Bewertungsmaßstäbe von Online-Bewertungen zu explizieren und kritisch zu reflektieren. 

     

    Falls die Schülerinnen und Schüler in den Gruppen Bewertungen mit ihrem eigenen Smartphone suchen (bspw. in App-Stores), sollte mit ihnen vorab besprochen werden, ob sie mit eigenen Geräten arbeiten dürfen.

     

    Im Anschluss werden im Plenum anhand der gewählten Positiv- und Negativbewertungen die von den Vierergruppen entwickelten Bewertungskriterien zur Glaubwürdigkeit von Online-Bewertungen gemeinsam besprochen. Auf dieser Basis entwickelt die Klasse schließlich gemeinsam einen Katalog mit Hinweisen und Tipps, die helfen, Fake-Bewertungen zu erkennen. Die Lehrkraft kann hierfür einen Vorschlag zur Diskussion stellen: Die Vorlage „Fake-Bewertungen erkennen“ enthält Hinweise und Tipps, die die Schülerinnen und Schüler dann vor dem Hintergrund ihrer eigenen Analyse bewerten und gegebenenfalls ändern oder ergänzen können.